Kleine Uhrwerke

Da das Thema gerade in einem anderen Blog aktuell war, ich eine Woche mit der Schwesterfamilie verbracht habe – wozu ich hier schon mal was schrieb – und ich außerdem inzwischen Mutter zweier Kinder bin, möchte ich mal meine aktuellen Ansichten zum Thema Regelmäßigkeiten bei Babys und Kleinstkinder erläutern.

Beim Quietschbeu war ich starker Verfechter von Regelmäßigkeiten, einem strukturierten Tagesablauf mit festen Zeiten und gewohnter Umgebung. Man prophezeite mir damals mehrfach, dass sich das mit einem weiteren Kind ändern würde, eben weil man nicht beide zeitlich unter einen Hut bekommen könnte. Das kann ich nicht bestätigen.

Der Quietschbeu hat seine festen Schlafzeiten, die natürlich, je älter er wurde, auch flexibler wurden. Plus/minus eine Stunde ist kein Problem. In Ausnahmefällen geht auch mal mehr. In der Regel geht er aber um 19 Uhr ins Bett und schläft bis mindestens 7 Uhr. Aktuell haben wir eine Phase, in der er wieder bis 8 Uhr oder auch halb neun schläft. Vermutlich schubt er gerade und hat daher so ein großes Schlafbedürfnis. Mittagsschlaf hält er 2 Stunden, meist von 12:30 Uhr bis 14:30 Uhr. Und er hat eine wahninnige innere Uhr. Er wacht in 90% aller Fälle auf die Minute 2 Stunden nach dem Hinlegen auf. Ernsthaft.

In Sachen Essen ist das Abendessen um 18 Uhr ein Fixpunkt. Frühstück und Mittagessen richten sich nach Aufstehzeiten und Hunger. Bei uns wird abends warm gegessen.

Und dann kam das Löwenmäulchen dazu und weil es so parktisch war, habe ich es gestillt, wenn wir zusammen am Tisch saßen und aßen. Und ich habe mich anfänglich mit ihm hingelegt, wenn der Quietschbeu schlief. Daraus resultierte fix und ohne Zwang, dass das Löwenmäulchen denselben Rhythmus, wie ihn der große Bruder hat, annahm.

Natürlich hat er noch ein größeres Schlafbedürfnis als der Quietschbeu. So beginnt er seinen Mittagsschlaf meist eineinhalb Stunde vor dem Quietschbeu ganz von selbst. Und natürlich will er nachts noch einmal gestillt werden oder nimmt eine Zwischenmahlzeit am Nachmittag zu sich.

Da das Löwenmäulchen erst 4 Monate alt wird, ist es ihm auch noch recht egal, wo er schläft. Sind wir vormittags unterwegs schläft er schon mal im Bondolino ein. Oder nachmittags im Kinderwagen. Der Quietschbeu schläft nur noch bei absoluter Übermüdung im Kinderwagen ein. Meist versucht er sich krampfhaft wach zu halten, um nichts Aufregendes zu verpassen.

Fakt ist, dass der Quietschbeu und das Löwenmäulchen kleine Uhrwerke sind, die zu bestimmten Zeiten Hunger haben und müde sind. Und es gibt uns allen Sicherheit, denn so kann ich entsprechend vorsorgen, muss beim Kleinen nicht lange Rätselraten was er haben könnte und die Kinder können sich sicher sein, dass ihre Bedürfnisse kurzfristig befriedigt werden.

Und da beide Jungs nahezu denselben Tagesablauf mit denselben Schlafens- und Essenzeiten haben, kann ich auch weiterhin an unserem regelmäßigen Tagesablauf festhalten.

Die Urlaubswoche mit der Schwesterfamilie zeigte mir mal wieder sehr deutlich, dass diese Regelmäßigkeiten für die Kinder und mich genau das Richtige sind. Der Quietschbeu und auch das Löwenmäulchen waren deutlich hibbeliger, quengeliger, aßen schlechter und schliefen unruhiger, als mit unserem gewohnten Alltag. Aber das ist okay. Man muss die Kinder ja auch nicht in eine Form pressen und ein Urlaub ist eben nicht Alltag, sondern Abenteuer. So sehe ich das.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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15 Gedanken zu „Kleine Uhrwerke

  1. wo kann ich das unterschreiben? hier gleich? ok…
    bei uns genauso, mal strenger, mal weniger, aber im Grossen und Ganzen. unsere sind schon ein bisschen älter, aber wir sind fest überzeugt, dass ein geregelter Tagesablauf den Kindern wie auch Mama und Papa hilft.

  2. Ich musste gerade ein wenig vor mich hinkichern, weil mir auffällt, dass ich einige meiner „Zeiten“ noch aus Kindertagen habe. Bei mir wird meistens pünktlich um 12 Uhr Mittag gegessen, um 19 Uhr Abendbrot. Das war bei uns einfach so und ist -wenn ich daheim bin- auch noch so. Mittag und Abendbrot sind Familienmahlzeiten. Am Wochenende auch das Frühstück. Da bin ich dann auch pünktlich um 8 wach.

  3. hier herschen leider kinerlei regelmäßigkeiten, hatten wi als kinder auch nie. Mein Papa ist Wechselschichtler und da wurde eben unterschiedlich warm gegessen. so ist es jetzt noch. find ich sehr schade. aber ich denke sobald mein Schatz fest arbeitet (jetzt ists ja nur die schulung‘) dann wird pünktlich um 14 Uhr Mittag gemacht, da schatz von 15-1 Uhr arbeiten ist ^^

    Aber schlafen tut Sam auch wie ein Uhrwerk genau

  4. Isabella:
    oh, es ist nicht leicht. Nicht immer. Manchmal schon.

    Ich schrieb von den hysterischen Anfällen des Quietschbeus, die mich fast zur Verzweiflung bringen. Vom Quietschen, dass wir jedesmal das Trommelfell in Fetzen zu reißen droht. Vom Löwenmäulchen, dass oft mehr spuckt, als das es trinkt.

    Es ist nicht leicht. Nicht immer. Aber manchmal schon.

  5. Bei unserem Großen war es bereits von Anbeginn seines kleinen Lebens so, dass er partout nicht woanders nächtigen wollte/konnte, als in seinem Stubenwagen. Erst später, so mit einem Jahr, wurde er flexibler.
    Unser Kleiner hingegen schläft überall – wo ich bin. Da bin ich die feste Größe, die er zu brauchen scheint, um sich zu entspannen.
    Unser Großer braucht heute noch feste Zeiten, unsere Kleine hat einen Rhythmus, ist aber mit 4 Monaten bereits fähig, Ausnahmen zu ertragen.
    So ist jedes Kind anders…

  6. Es kommt auch ein wenig auf die Kinder und das Alter an. Meine Tochter brauchte feste Zeiten, weil sie ansonsten noch mehr überreizte und sie gar nicht mehr einschlief. Sie brauchte einfach die Sicherheit im Tagesablauf. Mit 5 Monaten änderte sich das ein wenig, aber vieles ging leichter, wenn wir zumindestens einige feste Zeiten am Tag hatten. Mittlerweile ist sie 6 Jahre und braucht das gar nicht mehr. Da darf es auch ruhig mal über Wochen lang alles durcheinander sein. :-) Meine Nachbarin hat 4 Kinder (9,6,5,1) und hat ihren Tagesablauf komplett durchstrukturiert. Das ist so starr, dass man mittags einen Bogen ums Haus macht, damit man bloss niemand beim Mittagsschlaf stört. :-) Damit will ich sagen, es geht auch noch mit 4 Kindern und den Regelmäßigkeiten. Jeder so, wie er am Besten klar kommt und wie es am Besten passt, oder? LG Frau Zausel

  7. Hallo :)
    Als stille Mitleserin hab ich doch mal eine Frage und zwar: Wann ging das los mit den Regelmäßgkeiten? Wie alt war der Quietschbeu da ungefähr?
    Wir versuchen es auch schon so langsam einzuführen, klappt noch nicht.. unser Männlein ist neun Wochen alt.. wohl noch zu klein dafür..
    Liebe Grüße Eva

  8. Alex: klar kommt es immer auf das Kind an. Ich kenne auch Kindern, denen feste Zeiten total egal sind. Die Eltern sind aber leider meist auch etwas gestresster, da sie sich auf nichts richtig einstellen können.

    Eva: ich habe gerade mal nachgesehen. Der Quietschbeu war knappe 3 Monate alt, als ich das Mittagsschlafritual einführte. Zwei Wochen zuvor hatten wir begonnen, ihn abends zu einer festen Zeit ins Bett zu legen. Wir blieben die ersten Tage immer bis er eingeschlafen war bei ihm. Dann konnte man auch raus gehen, bevor er eingeschlafen war.

  9. Ich finde es ja auch echt gut wenn man einen festen Rhythmus hat, vor allem da man dann besser planen kann, also den eigenen Tagesablauf. Aber das Kind kann doch auch merken, heute ist Urlaub, heute ist es anders. Naja aber da hilft das Reden unsererseits gegenüber meiner Schwägerin leider nicht. Nun denn wir werden es akzeptieren müssen und ich danke dir für deinen Beitrag :-). Hat mich echt mal interessiert, wie es bei anderen läuft.

  10. ich bin die andere isabella und ich hoffe das wird nicht mal zu verwechslungen führen….

    obowhl ich laaange ohne struktur war und auch jetzt noch nicht exakte zeiten einhalte.. fühl ich mich mit ein bischen struktur gleich viel sicherer! kann ich nur bestätigen!

  11. Erstaunlich und beneidenswert.
    Die innere Uhr des halben Griechen scheint dagegen ne Macke zu haben, hier aendern sich die Zeiten beliebig. Sind dann zwar immer mal fuer ein zwei Wochen konstant, aber dann wird wieder dran geschraubt. Mal schlaeft er um 22.oo ein, mal erst um 1 (Grieche halt), mal macht er ne Stunde Mittagschlaf, mal ne halbe und das naechste Mal wieder 3x 10 minuten.

    Und den Kleenen ins Bett legen und rausgehen koennen, ja, das waer ein Traum.

    Aber ich bin ja schon dankbar, dass er damit aufgehoert hat, von nachts 3.oo bis morgens 11.oo zu schlafen, wie er das die ersten zwei Monate tat :-D

  12. Beim Großen war es bei uns auch sehr berechenbar und ich selbst brauche die Strukturen um mich daran entlangzuhangeln, da ich zu unmöglichem Chaos neige und mit dem werten Gatten in dieser Hinsicht gleich ziehe. Der Große hat seine Strukturen auch noch mit Kindergarten, Mittagspause und Hundespaziergang sowie den festen Mahlzeiten und Sportterminen. Der Kleine muss dann mit und mittags kollidiert meist sein Mittagsschlaf mit den Abholzeitraum des Kindergartens, Das finde ich nicht so optimal, aber ihn zu ziehen ist keine Option, da er sonst nur am Jaulen ist und ihn zu Hause zu lassen geht auch nicht. Also muss ich den armen Dinger meistens wecken.
    Ich hoffe, dass sich der Kleine irgendwann an diese Vorgaben des Kindergartens anpasst.
    Abends geht der Große sehr pünktlich ins Bett und der Kleine je nach Zustand zwischen 18.30 und 20 Uhr.

  13. Kann man den Kindern das Uhrwerk vielleicht klein zerlegt in den Brei manschen? *kicher*
    Schön wärs, aber uns gehts wie vielen. Zeit ist relativ und leider auch die Zeiten der Püppi, die sich gern mal alle 2 Wochen verschieben. Oder auch mal nach nem Monat. Oder von einem Tag aufn andern. Aber auf so ein bisschen mehr Berechenbarkeit bin ich ehrlich neidisch. Obwohls natürlich Quatsch ist auf IRGENDWAS neidisch zu sein, denn jede Mama hat nunmal das tollste Kind der Welt. So.

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